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F E O   K A H N
Kurzbiografie

   Feodore Joseph wurde am 15. Dezember 1909 in Trier geboren. Sie und ihre beiden Schwestern Hilde und Ruth besuchten das Lyzeum Auguste-Victoria-Schule in Trier; der Vater wollte allen Töchtern eine höhere Bildung ermöglichen.

   Feodore Joseph studierte in Köln, Freiburg und Paris Anglistik und Romanistik. Nach dem Staatsexamen in Köln 1934 wurde sie Referendarin am Jüdischen Realgymnasium Jawne; ihr Tutor war der Rabbiner Dr. Siegmund Stein. Nur wenige Jahre älter als ihre Schüler und Schülerinnen, gehörte Feodore Joseph schnell zu den beliebtesten Mitgliedern des Lehrerkollegiums. In ihrer Wohnung in der Moltkestraße 29 gab sie auch Nachhilfeunterricht. Direktor Klibansky übernahm 1936 die junge Referendarin, aber ermahnte sie, in der Schule nicht gegen die orthodoxen Traditionen zu verstoßen.

   Feodore Joseph bereitete sich früh auf eine Auswanderung vor. Durch zusätzliche Abendkurse am Jüdischen Lehrhaus und durch Privatstunden sparte sie Geld für die Ausreise nach England. Ihr Verlobter Leo Kahn, der in Köln Jura studiert hatte, bemühte sich von England aus um ihre Emigration. Feodores Schwester Ruth war die Ausreise bereits 1936 gelungen, indem sie sich als Kindermädchen bei einer englischen Familie hatte verpflichten lassen. Nach ihrer Ankunft im August 1938 wurde Feodore Joseph als Lehrerin in Seaford bei Brighton eingestellt und heiratete im April 1939 Leo Kahn, der noch 1935 in Köln seine Promotion nachgeholt hatte. Leo Kahn arbeitete während der Kriegsjahre im Woburn House, wo Hilfsmaßnahmen für die Flüchtlinge aus Deutschland koordiniert wurden.

   Die Eltern Selma (geb. Forst) und Salomon Joseph und die in Deutschland verbliebene Schwester Hilde konnten 1939 noch kurz vor Kriegsausbruch ebenfalls nach England ausreisen. (Hilde war seit 1936 mit Hans Jacobi, dem Sohn eines Lehrers an der Israelitischen Volksschule Lützowstraße verheiratet; beide waren Juristen.) Leo und Feo Kahn bekamen einen Sohn und eine Tochter. Eine lange Freundschaft verband das Ehepaar Kahn mit dem ebenfalls nach England emigrierten Künstler und Jawnelehrer Ludwig Meidner.

   Leo Kahn arbeitete nach 1945 in der Wiener Library und im Imperial War Museum; er publizierte mehrere Bücher und gab Lyrikbände mit Werken verschiedener DichterInnen heraus. Als Jurist recherchierte er für die Nürnberger Prozesse und auch für den Eichmann-Prozess in Jerusalem. Er starb im November 1990 in London.

   Feodore Kahn besuchte mehrmals auf Einladung des Ehepaars Corbach Köln. 1990 kam sie zur Eröffnung der Ausstellung "Die Jawne zu Köln." Mit ihrer Schwester Ruth Graupner besuchte sie zuletzt 2007 ihre Geburtsstadt Trier.

   Die Vorbereitungen zum hundertsten Geburtstag von Frau Kahn im Dezember 2009 gaben einen wesentlichen Anstoß für das Projekt "Kindertransporte aus Nordrhein-Westfalen". Die frühere Jawneschülerin Lore Robinson war im Sommer 2009 im Kölner Lern- und Gedenkort Jawne zu Gast, wo sie den GedenkstättenmitarbeiterInnen den dringenden Rat gab, ihre ehemalige Lehrerin Feodore Kahn in London zu besuchen. Im Dezember, so Lore Robinson, werde Frau Kahn hundert Jahre alt und zum Geburtstag würden sicher viele ehemalige Jawneschüler und -schülerinnen versammelt sein, die fast alle mit einem Kindertransport nach Großbritannien gerettet worden waren.

   Im Frühjahr 2010 konnte das Forschungsprojekt "Kindertransporte aus Nordrhein-Westfalen" tatsächlich mit einem ersten Besuch in London seinen Anfang nehmen. Frau Kahn erfreute sich bester Gesundheit und empfing uns in ihrem Londoner Haus, wo Lore Robinson den traditionellen britischen Fünfuhrtee vorbereitet hatte. Die lebhaften und humorvollen Dialoge zwischen Lehrerin und Schülerin und die vielen Querverweise auf die Geschichte der Kindertransporte aus Köln und anderen Städten führten zu einem in vieler Hinsicht unvergesslichen Nachmittag. Bis zu ihrem Tod lebte Feodore Kahn in ihrem Haus in London in engem Kontakt mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln. Sie starb im Alter von 105 Jahren am 13. Oktober 2015.
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Feo Kahn 1938
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